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I. Stifte und Klöster vorherige Seite nächste Seite
Klösterliches Leben entwickelte sich im Bereich des Christentums von Ägypten ausgehend seit dem frühen 4. Jahrhundert. Bereits von Anfang an sind trotz unterschiedlicher Organisationsformen die konstitutiven Elemente monastischen Lebens erkennbar: innere und äußere Absonderung, sei es räumlich (am Rand von Städten oder gar in der Wüste), sozial (Leben als Einsiedler, häufiger aber in zurückgezogener Gemeinschaft) oder als Lebensstil (Betonung von Askese und Frömmigkeit).

Einen wichtigen Meilenstein stellt die vom hl. Benedikt von Nursia um 530/560 entwickelte Benediktinerregel dar, die in unterschiedlichen Rezeptionen das Klosterwesen der folgenden Jahrhunderte weithin prägte. Die Gründung des Kloster Monte Cassino in Italien durch Benedikt fällt in das gleiche Jahr (529) wie die Schließung der platonischen Akademie in Athen. Dieser gerne angeführte chronologische, in seiner Präzision jedoch zufällige Zusammenhang steht nicht nur für den Übergang von der Antike ins Mittelalter, sondern markiert vor allem, wo die prägenden geistigen und geistlichen Kräfte Europas jeweils zu finden waren. Für die Entwicklung des christlichen Abendlandes kann die Bedeutung des Mönchtums, dem stets auch Frauen angehörten, nicht hoch genug eingeschätzt werden. Der weitere Verlauf seiner Geschichte ist von mehreren Wellen neuer klösterlicher Lebensformen oder Reformbewegungen geprägt, angefangen mit dem irischen Mönchtum (6. Jahrhundert) über Reformklöster wie Cluny (gegr. 910), die Zisterzienser (gegr. 1098), spätmittelalterliche Bettelorden (Dominikaner, Franziskaner, Augustiner-Eremiten, Karmeliter) und die neuen nachreformatorischen Orden wie die Jesuiten bis hin zu einer Vielzahl neuer Orden und Klöster in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Andererseits kam es nicht nur im Rheinland zur Aufhebung von Klöstern im größeren Umfang durch die Säkularisation (1802/1803) sowie während des Kulturkampfs (1872/1875-1887). Zusammengefasst ist die Geschichte klösterlichen Lebens von zwei gegensätzlichen Momenten geprägt: Das Kloster wird in sein politisches und gesellschaftliches Umfeld eingebunden, die monastische Gemeinschaft zu außerklösterlichen Aufgaben (z. B. kirchlicher Verwaltung, caritativen Tätigkeiten, liturgisch-gottesdienstlichen und pastoralen Diensten) herangezogen. Auf der anderen Seite steht die Ablehnung einer solchen Funktionalisierung, wodurch die entsprechende Gemeinschaft einen mehr kontemplativen und asketischen Chrarakter bekam oder wahren konnte.

Neben dem Kloster entwickelte sich im frühen Mittelalter als weitere Form gemeinschaftlichen geistlichen Lebens das Stift. Der Begriff bezeichnet ein Kollegium von Weltgeistlichen (Kanonikern oder Stiftsherren), deren Hauptaufgabe die Wahrnehmung des Gottesdienstes und des Chorgebetes an der Stiftskirche war und die aus dem Stiftungsvermögen dieser Kirche ohne Gelübde nach eigenen Regeln lebten. Die Mitglieder der Stifte übernahmen neben dem oft glanzvoll gestalteten Gottesdienst meist weitere Aufgaben im Bereich der Seelsorge, an Universitäten, in landesherrlichen Verwaltungen sowie in politischen und juristischen Angelegenheiten. Die meisten Stifte waren mit reichem Grundbesitz und umfangreichen nutzbaren Rechten ausgestattet. Die Domstifte (Domkapitel) zeichneten sich durch zusätzliche wichtige Funktionen aus. Ihnen stand die Bischofswahl zu, und sie hatten Anteil an der landesherrlichen Gewalt, sofern der Bischof gleichzeitig weltlicher Herrscher war.

Bereits von den Zeitgenossen wurden Pfründenanhäufungen, also gleichzeitiger Besitz mehrerer Kanonikate durch dieselben Stiftsherren, kritisiert, insbesondere aber wirtschaftlicher wie geistiger Niedergang und Verfall vieler stiftischer Institutionen. Gleichwohl waren die Stifte vielfach kulturelle Zentren, mancherorts erfüllten sie zentralörtliche und gar herrschaftssichernde Funktionen.

Das Rheinland war eine ausgesprochene Stiftslandschaft, alleine in der Stadt Köln bestanden neben dem Domstift sieben weitere Männer- und drei Frauenstifte. Mit der Säkularisation seit 1802 / 1803 endete die Existenz sämtlicher rheinischer Stifte. vorherige Seite nächste Seite

Großer Kreuzgang, Kartäuser-
kloster Hain in Düsseldorf-Unterrath.




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